Wohnungen sind im Berchtesgadener Land knapp und teuer – und auch der aktuelle Immobilienmarktbericht der Sparkasse weist eine weiter steigende Nachfrage und im Vergleich wenige Neubauten aus. Um sich vor diesem Hintergrund über neue Wege für bezahlbaren Wohnraum zu informieren, hat die SPD-Kreistagsfraktion Berchtesgadener Land vor kurzem das Forschungsquartier der Firma B&O in Bad Aibling besucht.
Im Jahre 2006 hat die Firma B&O, die zu den größten Dienstleistern der deutschen Wohnungswirtschaft gehört, etwa 70 Hektar eines ehemaligen Militärgeländes in Bad Aibling erworben und dies in der Folge zu einem nachhaltigen Quartier mit 600 Arbeitsplätzen, über 200 Wohnungen, einem eigenen Parkhotel und einer ausgeprägten sozialen Infrastruktur entwickelt. Die Firma erprobt dort innovative Lösungen, um Wohnungen nachhaltig und bezahlbar zu bauen. Mit dem Konzept einer Nullenergiestadt, mit der „City of Wood“ einschließlich dem 2011 als höchsten in Holzbauweise errichteten Wohnhaus „Holz 8“ und dem neuen Fokus auf einfache und kostensparende Bauweise werden moderne Ideen für bezahlbaren Wohnraum auf dem Gelände konkret umgesetzt.
Begrüßt wurden die SPD-Kreisräte aus dem Berchtesgadener Land von dem Gründungsgesellschafter Ernst Böhm, der sich seit Jahrzehnten für wirtschaftliche und innovative Lösungen im Wohnbau einsetzt. Gemeinsam konnten Sie eines der Häuser aus der Reihe „Einfach bauen“ besichtigen, bei dem Lehm als natürliches Material zur Dämmung verwendet wird. „Mit modularen Lösungen, die sich in der späteren Lebensdauer eines Gebäudes auch anpassen lassen, schaffen wir die Chance für niedrige Mieten und den Start in die eigenen vier Wände auch für junge Leute ohne große Erbschaft“, erklärte der frühere Geschäftsführer der B&O.
Ein hoher Standard bei Wärmedämmung und Energieeffizienz sei zwar ein wichtiges Ziel, werde aber von dem Energieverbrauch bei langen Pendelwegen konterkariert, führte er aus. Deswegen sei es so wichtig, bezahlbare Wohnungen auch in der Nähe von Stadt- und Gemeindezentren zu schaffen, wie es beispielsweise mit der Überbauung von Parkplätzen, der Schaffung von Wohnungen über Einzelhandelsflächen und der geschickten Nutzung von kleineren Baulücken gelingen kann. Der Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion und designierte Landratskandidat Roman Niederberger erinnerte daran, dass sich die SPD im Berchtesgadener Land seit vielen Jahren für die konsequente Nutzung von bereits überbauter Fläche für Wohnungen einsetzt. Leider seien die diesbezüglichen Pläne beispielsweise in Berchtesgaden wegen der steigenden Kosten ins Stocken geraten. Für ihn sei auch die vereinfachte Umwandlung von Büroflächen in Wohnungen eine echte Option, um zügig zusätzlichen Wohnraum zu aktivieren.
Die Freilassinger Stadt- und Kreisrätin Susanne Aigner kam auf den „Bau-Turbo“ der neuen Bundesbauministerin Verena Hubertz zu sprechen, von dem sie sich zusätzliche Impulse erwartet. Der Bischofswieser Kreis- und Gemeinderat Hans Metzenleitner sah auch den Freistaat Bayern in der Pflicht, sich stärker für den Wohnungsbau zu engagieren und erinnerte an das nur schleppend vorangehende Projekt „Am Burgergraben“ in seiner Gemeinde, mit dem knapp 100 neue Wohnungen entstehen sollen.
Einen sehr interessanten Punkt bei der Tour durch das Forschungsquartier bildete auch die Besichtigung eines 2022 fertig gestellten Parkhauses, das vornehmlich aus Holz gefertigt wurde. „Wir wollten den Zyklus Riss – Rost – Ruin bei solchen Bauten mit nachhaltigen Rohstoffen durchbrechen“, erklärte Ernst Böhm dazu. Zum Abschluss des Besuchs bedankten sich die SPD-Kreisräte für die umfassenden Informationen und Anregungen für die Politik vor Ort. Auf der Internetseite www.spd-bgl.de sind ab sofort auch Links zu den einzelnen Projekten im Forschungsquartiert zu finden.
Weitere Impressionen aus dem Forschungsquartier der Firma B & O: