Am Montag beginnt im Berchtesgadener Land für einen Teil der Schülerinnen und Schüler wieder der Präsenzunterricht und auch die Kindertagesstätten können unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen. Die SPD-Kreistagsfraktion begrüßte bei einer Videokonferenz am Wochenende einhellig diesen Schritt und will möglichst schnell wieder zum regulären Unterricht zurückkehren.
Hintergrund der am Freitag getroffenen Entscheidung war der aktuelle Inzidenzwert von 88,7. Der Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion Roman Niederberger erinnerte daran, dass hier im Gegensatz zur gesetzlichen Grundlage für die Ausgangssperre nur der aktuelle Stand gilt und nicht der Schnitt an sieben aufeinanderfolgenden Tagen. Dies bringt aber mit sich, dass bei steigenden Werten über 100 auch schnell wieder zum Distanzunterricht gewechselt werden müsste. „Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass es nicht zu einem Hin und Her zu Lasten von Schülern und Eltern kommt“, zeigte sich der Pidinger Kreisrat überzeugt.
„In den letzten Wochen und Monaten hat sich gezeigt: digitale Angebote können und sollen den Präsenzunterricht ergänzen; sie können ihn aber keinesfalls ersetzen“, stellte der Bischofswieser Gemeinde- und Kreisrat Hans Metzenleitner fest. Das gemeinsame Lernen und der unmittelbare Kontakt mit den Lehrern sei von zentraler Bedeutung nicht nur für den Bildungserfolg, sondern biete auch ein wichtiges Stück soziale Stabilität.
„Was nach wie vor fehlt, ist eine schlüssige Teststrategie für Lehrkräfte und Schüler“, kritisierte Metzenleitner, „hier wurde die Zeit nicht genutzt!“ Auch fehle es für die Schulen an der nötigen Planungssicherheit, wenn lediglich der Wert 100 für das Öffnen bzw. Schließen der Schulen eines Landkreises ausschlaggebend ist. Weder Eltern noch Schulen noch den Kreisverwaltungsbehörden sei es zuzumuten, sich von einem Tag auf den anderen komplett neu auszurichten.
Das Thema Digitalisierung treibt den stellvertretenden Landrat und Referent für Bildung und Erziehung der Stadt Freilassing Helmut Fürle weiterhin um: „Es ist nach der ersten Corona-Welle versäumt worden, konsequent Online-Bildungsangebote zu entwickeln und alle Schüler auch mit den technischen Möglichkeiten dazu auszustatten. Die Konsequenzen hatten jetzt die Familien zu tragen“, stellte er dar. Es gehe nicht nur um Endgeräte zum Lernen, sondern auch grundsätzlich um die Möglichkeit des Internetzugriffs – besonders wenn Geschwister oder Eltern gleichzeitig online sein müssen.
Seine Freilassinger Fraktionskollegin Susanne Aigner betonte die Bedeutung der Kindertagesstätten gerade für berufstätige Eltern und Alleinerziehende und berichtete dabei auch von ihren Erfahrungen als Sozialarbeiterin in den Corona-Monaten. „Die Auflagen für feste Gruppen, Hygienepläne und einrichtungsspezifische Regelungen in den Kitas sind sinnvoll; aber klar ist auch: dieses Angebot ist ganz dringend erforderlich und muss mit allen Kräften gesichert werden“, führte sie aus. „Lehrkräfte und Betreuer stehen vor einer großen Herausforderung, um entstandene Defizite aufzuholen; auch der notwendige Verzicht auf Gruppenarbeiten schmerzt. Wir sollten auch mit Schnelltests dafür sorgen, dass hier wieder mehr Freiheiten möglich sind“.
Der stellvertretende Bürgermeister von Teisendorf Georg Quentin forderte, möglichst schnell für die verbleibenden Klassen zum Präsenzunterricht zurückzukehren. Ab dem 22. Februar können die Jahrgangsstufen 1 bis 4 der Grundschulen und der Förderzentren sowie die Abschlussklassen der Schulen in Präsenz unterrichtet werden. „Wir haben von Anfang an die Bedrohung durch Corona ernst genommen. Aber gerade der Bildungsbereich muss trotz der Gefahren durch Mutationen des Virus oberste Priorität bei der Öffnung haben. Und wir müssen gemeinsam die Impfungen entschlossen vorantreiben“, war er sich zum Abschluss der digitalen Besprechung der SPD-Kreisräte mit seinen Fraktionskollegen einig.